Trauerhaus Vilsbiburg, Künstlerische Gestaltung
".. die Schrift, die Wörter sind das erste Material der Welt und wie sie alles benennen können, so können sie auch alles herstellen: Häuser aus Wörtern, Schleier aus Wörtern, Dolche aus Gedichten und Türen aus Gebeten. Es sind die Wörter, die den Dingen die Seele einhauchen...".
Martin Mosebach. Von der Würde der Schrift
Ziegel, Beton, Stahl und Glas, Materialität als solche zeichnet das neue Bauwerk aus. Den Materialien an sich wird viel Raum gelassen, ihre Kraft zu entfalten. In solchen Räumen sind starke Zeichen wichtig, weshalb wir diese Haltung in der künstlerischen Gestaltung aufnehmen, fortführen und unterstützen wollen. Das bedingt eine sehr bewusste Materialwahl und eine Reduzierung auf das Wesentliche. Die Kunst wirkt von innen heraus. Das Trauerhaus steht für uns im Zeichen des Kreuzes, inhaltlich, wie gestalterisch. Dieses kardinale christliche Zeichen wurde von uns als Bindeglied, in drei unterschiedlichen Ausprägungen in dem Gebäude verortet. Im warmen Licht des Alabasters finden wir es im schützenden Oval des Verabschiedungsraumes. Es schützt in umarmender Geste den Trauernden und begleitet ihn mit sanftem Licht im Umgang.
Als strahlend goldenes Kreuz behauptet es sich in der Aussegnungshalle. Dort ist es tief in die zentrale Lehmwand geschnitten und mit Blattgold belegt. Eher still, aber nicht minder präsent ruht das dritte Kreuz in der Fassade der Aussegnung. Handgeschrieben und ins Glas gestrahlt berichtet es vom Leiden, Sterben und Auferstehen des Herrn und legt uns damit die zentrale Botschaft Christi nahe.
Das Spiel der Durchsichten in der Fassade beim Blick nach innen ergeben für jeden Einzelnen, abhängig vom Standpunkt, unterschiedliche Überlagerungen von Gold und Glas und erzeugen dadurch unterschiedliche Empfindungen. So, wie jeder seinen eigenen Weg in den Momenten des Abschieds finden muss. Das Kreuz leitet die Trauernden beim Gang durch die Gräber zum Gebäude, begleitet vom Spiegelbild der Pfarrkirche in der Fassade. Durch das Kreuz betritt man die Aussegnungshalle und durch das Kreuz zieht man gemeinsam mit dem Verstorbenen wieder aus.
House of Mourning, Vilsbiburg / design
'Script, words are the primary material in the world and just as words can name everything, so they are also able to create everything: houses of words, veils of words, daggers out of poems and doors out of prayers. It is words which give things souls…'
Martin Mosebach. ‘Von der Würde der Schrift’ (‚On the dignity of words’)
Bricks, concrete, steel and glass. New buildings are distinguished by the character of the materials of which they are made. The material in its own right is given space to unfold and display its strength. Strong signals are important in such places and the basis of our design position is a very conscious choice of material and the reduction of means to a minimum. The art works from the inside out. The cross is the leading element in the House of Mourning - in content, as well as in terms of design. We used this cardinal Christian symbol in three different forms as a connecting link in the building. In the protective oval of the room for taking leave of the deceased, we placed a cross in the warm light of the alabaster. In a gesture of embrace and softly lit, it protects and accompanies the bereaved. In the mortuary chapel, the second cross appears, shining and golden. It has been cut deep into the clay wall and gilded with gold-leaf. Rather quiet, but no less present is the third cross in the façade. Words inscribed by hand and sand-blasted in glass, tell of the suffering of Our Lord, conveying the central Christian message.
The play of translucency in the façade when looking in, results in a different perception for each individual viewer, depending on their standpoint, and the different layering of gold and glass. Just as everyone must find their own individual way of taking leave of a loved one. The cross leads the bereaved through the graves to the building, accompanied by the reflection of the parish church in the façade. The mortuary chapel is entered by way of the cross and the bereaved leave the building with the deceased, by way of the cross.