Stadtpfarrkirche St. Georg, Freising

St. Georg in Freising ist eine spätgotische Hallenkirche, deren neugotische Ausgestaltung in den 50er Jahren komplett entfernt wurde. Durch den fehlenden Hochaltar verlor das Presbyterium seinen Abschluss. Das in den 70er Jahren eingebaute Auferstehungsfenster aus buntem Glas konnte diese Aufgabe räumlich genauso wenig übernehmen, wie eine als Flügelaltar gestaltete Chororgel. Im Zuge der Kirchenrenovierung wurde ein Wettbewerb zur Gestaltung des Altarraums ausgeschrieben.

Ziel und Aufgabe unseres Beitrags war, den Altarraum räumlich zu fassen, der Liturgie eine ruhige, feierliche Umrahmung zu geben, die Vergangenheit dieses Gotteshauses zu achten und eine Vision für die Zukunft zu schaffen. Respektvoller Umgang mit der Substanz und eine klare Ablesbarkeit des Neuen waren wesentliche Gestaltungsmerkmale.

Den Abschluß des Altarraumes bildet nun eine transparente, goldfarbene Wand. Über 220 liegende Hohlprofile aus Tombak wurden mit nach oben zunehmendem Abstand übereinander geschichtet und erzeugen eine große, lichtdurchlässige Projektionsfläche. Sie trägt, als Zitat an die Vergangenheit der Kirche, leise das Bild des letzten Hochaltars. Eine Fotografie, gefunden im Stadtarchiv wurde hierfür digital aufbereitet, vergrößert, punktgerastert und auf die Stirnseiten der Metallamellen geätzt. So wird eine Ahnung des Vergangenen erzeugt, ohne das Original platt abzubilden oder zu imitieren. Der alte Hochaltar erfährt eine Umsetzung in die Fläche, wird zeilenartig aufgelöst und steht mit neuer, unaufdringlicher Präsenz beeindruckend groß im Hintergrund des Chorraumes. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln treten im Spiel mit dem Licht viele Nuancen und immer andere Partien deutlich hervor. Auch aus den Seitenschiffen sind viele Einzelheiten klar erkennbar. Die Retabel braucht die Annäherung, die Vertiefung der Betrachtung und Bewegung. Nimmt man sich Zeit, erschliesst sie sich sozusagen schrittweise. Je mehr man sich dem Altar nähert, desto mehr schliesst sich die Fläche. Das durchscheinende Auferstehungsfenster tritt zurück. Gleichzeitig rückt die Ätzung in den Vordergrund.

Von je her spielt das Licht in sakralen Räumen eine grosse Rolle. Es ändert sich stetig, macht Tages- und Jahreszeiten ablesbar. Glasfenster leben vom Tageslicht und erfüllen den Raum mit ihrer Farbigkeit. Die Retabel, deren Fläche durch die Schichtung offen ist, lässt das Licht durch die Lamellen dringen. Sie nimmt das Farbspiel des Fensters auf, reflektiert es vielfältig und gibt dem Raum Ruhe.   Die Kirche zeigt sich heute in renovierter Form. Als Wegekirche angelegt, ist nun wieder ein ungestörter Umgang möglich. Durch die Transparenz der Retabel entstehen an den Seitenaltären von Hl. Nikolaus und Pietà, sowie vor dem Epitaph im Chorraum helle Orte des Verweilens. Das ikonographische Konzept wurde harmonisiert. Der Altar wurde ins Zentrum des Presbyteriums gerückt, die ehemalige Altarplatte mit den Reliquien bildet den Stipes des neuen Altars. Auf fünf vergoldeten Quadern lagert die neue Altarplatte. Oberseite des Stipes und Unterseite der Altarplatte wurden blattvergoldet. Im Ambo finden sich die vier Evangelisten. Der Tabernakel erhielt seinen eigenen Raum im südlichen Seitenschiff. Eine Stele im Hintergrund gibt ihm den nötigen Umgriff. In der ehemaligen Turmkapelle fand die Marienverehrung ihren neuen Ort und bildet mit dem Taufstein und dem Altar eine Achse. Im hinteren Bereich der Kirche finden sich zudem die Ölberggruppe, die Jahreskrippe und die Beichtgelegenheiten. Das Kirchengestühl fügt sich unaufdringlich in die Gesamtkonzeption.

Mitarbeit: Sophia Wonner-Mruck
Archtiekt: K.D. Meixner, München

St Georg Parish Church, Freising

St Georg in Freising is a late-Gothic hall church, whose neogothic decoration was completely removed in the 1950s. The missing high altar meant that the presbytery was no longer sectioned off. Neither the brightly-coloured resurrection window that was built in the 1970s, nor the choir organ shaped as a winged altar could accomplish this task. Our objective and task was to contain the chancel spatially, provide a quiet, ceremonial structure in which the liturgy could take place, pay consideration to the history of this church, and create a vision for the future. For us it was important to treat the building with respect and to make the new elements clearly distinct.

The chancel is now sectioned off by a transparent, gold-coloured wall. More than 200 horizontal hollow tombac profiles were built up in rows, with increasing gaps between the levels. They produce a large, translucent projection surface. As a reference to the history of the church, it carries a faint image of the last high altar. To achieve this, a photograph was digitally edited, enlarged, stippled, and etched onto the face of the metal profiles. The image produces a suggestion of the past without simply depicting or imitating the original. During the day, the colours from the stained-glass window penetrate the golden surface; at night, however, the etching stands out.

Chorraum mit Retabel Tagansicht, Tombak geätzt

Chancel with retable by day, etched tombac

Chorraum mit Retabel Abendansicht, Tombak geätzt

Chancel with retable by evening light, etched tombac

Retabel Detail Ätzung, Tombak

Retable detail of etching, tombac

Chorraum mit Retabel Altarweihe

Chancel with retable consecration ceremony

Chorraum mit Retabel Altarweihe

Chancel with retable consecration ceremony

Chorraum mit Retabel Altarweihe

Chancel with retable consecration ceremony