Herz Jesu Kirche, München

Aufgabenstellung
Das Altartor hat die Aufgabe, die Liturgie zu unterstützen und dem Altarraum einen Abschluß zu geben, ohne ihn abzuschotten. Leichtigkeit und Transparenz standen als Leitmotiv, unter der Vorgabe, den vielfältig wechselnden Lichtsituationen innerhalb und außerhalb des Gebäudes Rechnung zu tragen und insbesondere das Tageslicht mit einzubeziehen. Vorgegeben war eine 15x15m große Stahlkonstruktion als Abschluß des Presbyteriums und die Idee eines imaginären „Vorhangs“ - ein „goldenes Vlies“ als Vision.

Materialstudien
Zur Barockzeit erlebte die Verbindung von Metall und Textil ihre Blüte. In Klöstern entstanden aus Drähten, Plätt, Bouillon und Gespinsten sakrale Kunstwerke, Festgewänder, Meßgewänder, Gobelins, Fahnen, Hochzeitsschmuck. Gobelins sind traditionelle Beispiele gewebter Bildflächen. Material und Machart sollten dem Raum und der Zeremonie entsprechend geheimnisvoll sein, schimmern, sanften Glanz und festliche Stimmung verleihen. Gold gilt in seinem warmen Glanz als Widerschein des Lebens, in seiner Beständigkeit als Symbol des Ewigen. Wir wählten Tombak als Material. Technisch gesehen eine Messinglegierung, ist es eine gelungene Mischung aus Kupfer und Zink, deren optische Eigenschaften dem Gold sehr nahe stehen.

Entwurf und Umsetzung
Die Wand hinter dem Altar trägt das Kreuz als Zeichen der Auferstehung. Das Kreuz sollte sich selbstverständlich und leise, also nicht durch lauten Farb- oder Materialwechsel ausprägen. Der Aufbau der Altarwand wurde in zwei Schichten konzipiert und zweilagig gehängt. Eine Lage vor, eine Lage hinter der Stahlkonstruktion. Wir wählten zwei konträre Gewebetypen zur Ausbildung des Kreuzes, eines mit der Betonung der Vertikalen und eines mit horizontaler Betonung. In der Überlagerung sind nun nur noch wenige Kreuzungspunkte im Versatz. Störende Interferenzen und Moire kommen nicht auf. Das Kreuz entsteht durch die Schichtung und den Wechsel der Gewebe. Auf der Rückseite wurde invers gehängt. Der Umgang mit Licht ist komplex. Durch den Lauf der Sonne verändert sich das Gewebe über den Tag und das Jahr stetig und ist permanent in Bewegeung. Der Wirkung des Kreuzbalkens wechselt von dunkel nach hell. Je mehr Licht von hinten kommt, umso mehr verschmelzen die Gewebe. Steht am Tag die Struktur im Vordergrund, ist es am Abend das Material. Untertags wirken die Tombakgewebe fast bambusartig. Auftreffende Sonnenstrahlen werden eingefangen, sanft reflektiert und erzeugen einen warmen Glanz. Abends wird das Altarportal durch die Raumbeleuchtung zu fließendem Gold.

Architekten: Allmann, Sattler, Wappner, München

Herz Jesu Church, Munich, altar wall

The function of the ‘gate’ behind the altar is to support the liturgy and mark off the chancel without sealing it off. The leitmotifs here are lightness and transparency, taking into account the frequently changing light conditions inside and outside the building and, in particular, integrating the natural light. A 15m x 15m steel construction forms the end of the presbytery and thus the basis of the idea of an imaginary curtain – the ‘Golden Fleece’ as a vision.

Altarwand Tagansicht Metallgewebe, Tombak

Altar wall metal mesh, by day, tombac

Altarwand Abendansicht Metallgewebe, Tombak

Altar wall metal mesh evening light, tombac

Altarwand Blick vom Eingang Metallgewebe, Tombak

Altar wall metal mesh, view from the entrance

Ausschnitt Metallgewebe, Tombak

Detail metal mesh

Tabernakel, Leuchter Tombak, Alabaster

Tabernacle candlesticks, tombac, alabaster